Wenn unser Pferd in der Lage ist, auf leichte Berührung mit der Gerte auf der Höhe zwischen Brust und Vorderfußwurzelgelenk das rechte und linke Bein wechselseitig anzuheben, dann ist es an der Zeit, mit dem Beinestrecken in der Bewegung zu beginnen. Hierzu ermuntere ich es, nach jedem Beinstrecken einige Schritte vorwärtszugehen. Danach lasse ich es das andere Bein anheben und gehe wieder einige Schritte vorwärts, bevor ich anhalte und lobe. Wenn das gut gelingt, gehe ich dazu über, die Beinstreckaktion statt wie bisher aus dem Halten, aus der Bewegung heraus zu verlangen. Der Schritt sollte hierbei recht langsam und versammelt sein, damit das Pferd Zeit hat, das Bein anzuheben. Ein übereilter Schritt wäre an dieser Stelle eher schädlich als nützlich.
Ich touchiere das Vorderbein immer im Moment des Abfußens an, damit das Pferd im Fluß der Bewegung bleiben kann und immer genau das Bein anhebt, das ich haben will.
Man stelle sich vor, dass das Pferd der Gertenspitze quasi mit dem Vorderbein nach vorne folgt. Danach wieder ein paar Schritte vorwärts und- das Lob nicht vergessen!
Sollte das Pferd einmal das „falsche“ Bein anheben, gehe ich einfach kommentarlos darüber hinweg und ermuntere es, das andere Bein zu bewegen. Ein „falsches“ Bein gibt es nicht, und eine Strafe wäre völlig fehl am Platze und würde zu Frustration und schlechter Arbeitsatmosphäre führen.
Schematisch dargestellt sieht der Weg zum Erlernen des spanischen Schrittes wie folgt aus:
1.Phase:
Halten – Bein strecken – Halten – Loben – Schrittgehen
2.Phase:
Halten – Bein strecken – Schrittgehen – Halten – Loben
3.Phase:
Schrittgehen – Beinstrecken – Schrittgehen – Halten
– Loben
Wenn die dritte Phase mit beiden Beinen keine Schwierigkeiten mehr macht, können wir zur Polka übergehen, das heißt bei jedem dritten Schritt eine Beinstreckaktion, also
1.Schritt – 2. Schritt - Beinstrecken links – 1. Schritt – 2. Schritt – Beinstrecken rechts, usw.
Zu Anfang wird jede noch so kleine Reaktion mit einem Leckerbissen belohnt, später nur noch die besten Bewegungen. Dadurch wird unser Pferd motiviert, sich im Ausdruck immer weiter zu steigern. Damit der Fluss der Bewegung nicht zu Gunsten des Ausdrucks verloren geht, legen wir immer wieder großen Wert auf das Vorwärts in der Bewegung. Ein Pferd, das im spanischen Schritt immer länger wird, weil es seine Hinterbeine nicht mitnimmt, wird immer in der Ausstrahlung hinter einem fleißig vorwärts-aufwärtsstrebenden Pferd zurückstehen.
Wenn die Polka gut gelingt, haben wir bereits eine Lektion, die ohne weiteres auch in einer Vorführung gezeigt werden kann und beiden, Pferd und Reiter, sehr viel Spaß macht. Und der Spaß soll doch auf keinen Fall zu kurz kommen in der Pferdeausbildung, oder??
Der „richtige“ spanische Schritt ist nun schon sehr nahe gerückt. In der nächsten Ausgabe mehr dazu...
Lehrgänge zu diesem Thema finden regelmäßig in meiner Schule für anspruchsvolles Freizeitreiten, sowie im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp statt.
Mit lieben Grüßen an Ihr Pferd
Ihre Ina Krüger-Oesert
Veröffentlicht im horseWOman Magazin im Jahr 2009