n solchen Situationen fühlt sich das Pferd unsicher und hält Ausschau nach Gefahren. In freier Natur wäre das der Berglöwe, der Adler oder ein anderes Raubtier, vor dem sich das Pferd unaufhörlich schützen würde. Als Fluchttier muss es sich um sein Überleben kümmern und deshalb aufpassen, wenn es die sichere Herde verlässt.
Es sei denn, der Mensch übernimmt die Rolle des Leittieres und vermittelt seinem Pferd Sicherheit.
Schauen wir uns an, was ein Pferd tut, wenn es sich sicher fühlt: Es steht still, es ruht, es grast... Dabei lässt es oft den Hals fallen, entlastet dabei ein Hinterbein und senkt seinen Kopf. Um seinem Pferd Sicherheit zu vermitteln hilft es, neben einem klaren und sicheren Auftreten dem Pferd gegenüber, ihm beizubringen auf Kommando den Kopf zu senken und diesen unten zu halten und sich dabei zu entspannen.
Und das geht so:
Führe den Kopf deines Pferdes am Führseil oder am Halfter Richtung Boden. Wenn das Pferd diesem Gefühl folgt, gib sofort nach und streichle es. Zeige so dem Kopf deines Pferdes nach und nach den Weg nach unten. Du kannst dich auch hinhocken und deine gute Absicht, deinem Pferd Entspannung zu verschaffen, dadurch unterstützen. Viele Pferde wehren sich dagegen und erzeugen Gegendruck. D.h. sie nehmen den Kopf noch höher anstatt runter und vermitteln ihrem Menschen, dass sie nicht bereit sind, den Kopf zu senken.
Die Aufgabe mit Konsequenz verfolgen
Wenn das Pferd mit seinem Kopf gegen drückt, hältst du den Kontakt aufrecht und gibst nicht nach wenn das Pferd sich entzieht. Da Pferde in aller Regel stärker sind als Menschen, kannst du es dem Pferd unbequem machen, indem du es rückwärts schickst. (siehe Horsewoman 4/5 09, S. 24) Jedes Mal nach dem Rückwärts Gehen forderst du dein Pferd auf, den Hals zu senken. Wenn es sich dagegen sträubt schickst du es wieder einige Tritte rückwärts. Dabei sparst du deine Kräfte und das Pferd lernt, das es Bequemlichkeit finden kann, wenn es im Genick nachgibt. Du kannst deinem Pferd auch helfen, indem du ihm direkt über dem Boden ein kleines Leckerli anbietest.
Da jedes Pferd mit tiefem Kopf Gras fressen kann, ist es auf jeden Fall körperlich in der Lage zu stehen und dabei den Kopf bis zum Boden zu senken. Damit das auch auf Kommando klappt muss es lediglich seinem Menschen vertrauen.
So selbstverständlich, wie du dein Pferd vorwärts führst, so sicher solltest du auch den Kopf deines Pferdes nach unten führen können, ganz leicht ohne Kraft. Wenn das gut klappt, wäre es sinnvoll, die Zeit der entspannten Körperhaltung zu verlängern. Du kannst z.B. bis 10 zählen und später bis 60... Dann würde dein Pferd 1 Minute Entspannung haben. Das Pferd fühlt sich in der Regel sicherer, wenn die Herde sich aufteilt. Einige Pferde liegen und ruhen, während die anderen stehen und wachen. Die Funktion des Wachehaltens sollte der Mensch übernehmen. Das Hinunterhocken, das in der ersten Trainingsphase hilfreich ist, sollte allmählich durch Stehen neben dem Pferd ersetzt werden. Denn das symbolisiert: „Ich pass auf, dass dir nichts passiert.“ Und da wir uns sehr sicher sein können, dass kein Löwe kommen wird, ist das eigentlich keine schwierige Aufgabe.
Die Wachposition einnehmen
Wenn du also neben deinem Pferd hockst, während es den Kopf tief hält, solltest du nun aufstehen und die Wachposition einnehmen. Nimmt dein Pferd dabei den Kopf auch hoch, fordere es immer wieder auf, ihn unten zu halten. Um ihm dabei zu helfen, kannst du deinen Fuß auf das Seil stellen, um das Pferd an seine Aufgabe zu erinnern. Vorsicht, dass dein Pferd dich nicht hochhebelt, sei immer bereit, den Fuß schnell wieder wegzunehmen!
Passiert das, ist es evtl. noch zu früh, den Fuß einzusetzen.
Das Ziel ist erreicht, wenn dein Pferd den Kopf auf leichtes Zupfen am Führseil senkt. Es hält seinen Kopf unten, während du neben ihm stehst, es kaut und leckt, schnaubt, entlastet ein Bein, schließt evtl. sogar seine Augen ein wenig. Der Fuß auf dem Seil nahe dem Halfter ist nicht mehr nötig.
Für viele Pferde ist das eine ganz neue Erfahrung, sich im Beisein ihres Menschen so entspannen zu dürfen und vertrauen zu können.
Auch Menschen erleben ihre Partnerschaft zu ihrem Pferd oft auf eine neue Art und Weise.
Fluidum Reit- und Pferdeschule
Natural Horse Communication
Imke Eisenschmidt, Tel. 0 43 05 / 99 12 47
www.fluidum-reitschule.de
Veröffentlicht im horseWOman Magazin im Jahr 2009