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Sommer - die Zeit der Verletzungen

Mit Beginn der Weidesaison und der grünen Saison im Turniersport treten Verletzungen bei unseren Pferden wieder gehäuft auf. Schwere Verletzung oder kleiner Kratzer, wann kann die Behandlung mit Hausmitteln erfolgen und wann muss ein Tierarzt konsultiert werden?

 

Grundsätzlich sollte jedes Pferd einen ausreichenden Impfschutz gegenüber dem Tetanuserreger vorweisen. Pferde sind hochempfindlich gegenüber dieser Wundinfektion, eine Behandlung eines an Tetanus erkrankten Pferdes ist in den meisten Fällen aussichtslos. Ist ein ungeimpftes Pferd verletzt, kann mit einer Seruminjektion sofortiger Tetanusschutz gewährleistet werden.

Am häufigsten treten Verletzung im Bereich der Gliedmaßen auf. Dabei kommen Zaunverletzungen, Schlagverletzungen, Transportverletzungen und Stürze am häufigsten vor. Generell können Hautabschürfungen und kleine, oberflächliche Hautdurchtrennungen nach Säuberung mit einer Wunsspüllösung mit einer Wundsalbe abgedeckt werden. Besteht Tetanusschutz, können derartige Wunden durch den Besitzer selbst versorgt werden. 

Vorsicht ist jedoch geboten, wenn die Verletzung im Bereich von Gelenken oder Sehnenscheiden liegt. Eine Perforation dieser synovialen Strukturen, und sei die Wunde noch so klein, kann lebensgefährlich sein oder zumindest zur dauerhaften Unbrauchbarkeit des Pferdes führen. Ist ein Gelenk oder eine Sehnenscheide verletzt, vermehren sich die eingedrungenen Keime in der Synovia (Gelenkschmiere bzw. Sehnenscheidenflüssigkeit) sehr schnell. Diese Infektion führt zur Zerstörung der innenliegenden Strukturen, Entzündungsprodukte gießen das Gelenk / die Sehnenscheide aus. Häufig zeigen die Pferde erst nach ein paar Tagen eine starke Lahmheit begleitet von Fieber, doch dann ist die Zerstörung der Struktur schon sehr weit fortgeschritten und die Infektion kaum noch in den Griff zu bekommen. Befinden sich also Verletzungen in der Nähe von Gelenken oder Sehnenscheiden, muss umgehend der Haustierarzt hinzugezogen werden. Sollte nicht zweifelsfrei festzustellen sein, ob synoviale Strukturen betroffen sind, wird weiterführende Diagnostik (Ultraschall, Röntgen) nötig. 

Bei einer Eröffnung von Gelenk oder Sehnenscheide, ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich. In Vollnarkose wird die verletzte Struktur mit großen Mengen steriler Spüllösung „gereinigt“. Mit Hilfe einer Kamera (Arthroskopie-Optik) kann das Ausmaß der Verletzung und die Schäden der Infektion sichtbar gemacht werden. Eine abschließende Gabe von Antibiotika vor dem Verschluss der Zugänge verschafft einen hohen Wirkspiegel im verletzten Bereich. Parallel dazu erhält der Patient eine systemische Antibiose (als Injektionen oder über das Futter verabreicht). In regelmäßigen Abständen wird dann die verletzte Struktur im Rahmen von verbandswechseln lokal mit Antibiotika nachbehandelt. Häufig sind die Wundränder stark aufgefasert oder sogar verbrannt (z.B. bei Verletzungen durch Zaunlitze). Bei diesen Wunden tritt häufig nach 5 - 7 Tagen Nahtdehiszenz auf, das heißt, die Naht hält nicht und Wunde geht wieder auf. Während der ersten Tage kann sich jedoch in der Tiefe Granulationsgewebe bilden und die empfindlichen Strukturen verschliessen. Die Haut dient somit als vorübergehendes Pflaster und ermöglicht Heilung in der Tiefe. Tritt Nahtdehiszenz auf, muss sich die Wunde von den Rändern her schließen. Dies geht häufig mit der Bildung von Narbengewebe einher und erfordert einiges an Zeit. Dieser Umstand ist sicherlich unschön, doch die Rettung des Pferdes besteht im Besiegen der Infektion des Gelenks/der Sehnenscheide.

 

Dr. Claudia Stroth, Pferdeklinik Tappendorf, www.pferdeklinik-tappendorf.de

 

 

 

31. Ausgabe Juni/Juli 2010

Mit Beginn der Weidesaison und der grünen Saison im Turniersport treten Verletzungen bei unseren Pferden wieder gehäuft auf. Schwere Verletzung oder kleiner Kratzer, wann kann die Behandlung mit Hausmitteln erfolgen und wann muss ein Tierarzt konsultiert werden?

 

Grundsätzlich sollte jedes Pferd einen ausreichenden Impfschutz gegenüber dem Tetanuserreger vorweisen. Pferde sind hochempfindlich gegenüber dieser Wundinfektion, eine Behandlung eines an Tetanus erkrankten Pferdes ist in den meisten Fällen aussichtslos. Ist ein ungeimpftes Pferd verletzt, kann mit einer Seruminjektion sofortiger Tetanusschutz gewährleistet werden.

Am häufigsten treten Verletzung im Bereich der Gliedmaßen auf. Dabei kommen Zaunverletzungen, Schlagverletzungen, Transportverletzungen und Stürze am häufigsten vor. Generell können Hautabschürfungen und kleine, oberflächliche Hautdurchtrennungen nach Säuberung mit einer Wunsspüllösung mit einer Wundsalbe abgedeckt werden. Besteht Tetanusschutz, können derartige Wunden durch den Besitzer selbst versorgt werden. 

Vorsicht ist jedoch geboten, wenn die Verletzung im Bereich von Gelenken oder Sehnenscheiden liegt. Eine Perforation dieser synovialen Strukturen, und sei die Wunde noch so klein, kann lebensgefährlich sein oder zumindest zur dauerhaften Unbrauchbarkeit des Pferdes führen. Ist ein Gelenk oder eine Sehnenscheide verletzt, vermehren sich die eingedrungenen Keime in der Synovia (Gelenkschmiere bzw. Sehnenscheidenflüssigkeit) sehr schnell. Diese Infektion führt zur Zerstörung der innenliegenden Strukturen, Entzündungsprodukte gießen das Gelenk / die Sehnenscheide aus. Häufig zeigen die Pferde erst nach ein paar Tagen eine starke Lahmheit begleitet von Fieber, doch dann ist die Zerstörung der Struktur schon sehr weit fortgeschritten und die Infektion kaum noch in den Griff zu bekommen. Befinden sich also Verletzungen in der Nähe von Gelenken oder Sehnenscheiden, muss umgehend der Haustierarzt hinzugezogen werden. Sollte nicht zweifelsfrei festzustellen sein, ob synoviale Strukturen betroffen sind, wird weiterführende Diagnostik (Ultraschall, Röntgen) nötig. 

Bei einer Eröffnung von Gelenk oder Sehnenscheide, ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich. In Vollnarkose wird die verletzte Struktur mit großen Mengen steriler Spüllösung „gereinigt“. Mit Hilfe einer Kamera (Arthroskopie-Optik) kann das Ausmaß der Verletzung und die Schäden der Infektion sichtbar gemacht werden. Eine abschließende Gabe von Antibiotika vor dem Verschluss der Zugänge verschafft einen hohen Wirkspiegel im verletzten Bereich. Parallel dazu erhält der Patient eine systemische Antibiose (als Injektionen oder über das Futter verabreicht). In regelmäßigen Abständen wird dann die verletzte Struktur im Rahmen von verbandswechseln lokal mit Antibiotika nachbehandelt. Häufig sind die Wundränder stark aufgefasert oder sogar verbrannt (z.B. bei Verletzungen durch Zaunlitze). Bei diesen Wunden tritt häufig nach 5 - 7 Tagen Nahtdehiszenz auf, das heißt, die Naht hält nicht und Wunde geht wieder auf. Während der ersten Tage kann sich jedoch in der Tiefe Granulationsgewebe bilden und die empfindlichen Strukturen verschliessen. Die Haut dient somit als vorübergehendes Pflaster und ermöglicht Heilung in der Tiefe. Tritt Nahtdehiszenz auf, muss sich die Wunde von den Rändern her schließen. Dies geht häufig mit der Bildung von Narbengewebe einher und erfordert einiges an Zeit. Dieser Umstand ist sicherlich unschön, doch die Rettung des Pferdes besteht im Besiegen der Infektion des Gelenks/der Sehnenscheide.