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Reiten, Radeln und Regen

Anja und Jan Stalder: Frühjahrswanderritt - auch für den Herbst zu empfehlen

Wie jedes Jahr wollten wir auch in diesem Jahr auf Wanderritt gehen. Wir hatten uns hierzu den Gestütsweg vom Mecklenburgischen Landgestüt Redefin bis zum Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse) ausgesucht. Gut ausgeschildert führt dieser über rund 160 km durch abwechslungsreiche Landschaften zwischen der Griesen-Gegend, dem UNESCO-Biosphärenreservat und dem Westerhavelland.

 

Leider fiel Ulrike Firk in diesem Jahr aus. Sollten Roby Nesch (Mecklenburger Kaltblut) und ich allein los? Spontan und überraschend für mich entschied sich mein Mann Jan uns mit dem Fahrrad zu begleiten. Das er völlig untrainiert war, macht ihm weniger Gedanken als mir.

Schon eine halbe Woche später ging es mit dem Auto plus Pferdeanhänger los. Als wir Roby Nesch verluden, bestaunte er den auf der freien Anhängerseite bereits stehenden, liebevoll verzurrten Drahtesel kurz. 

Nach 3 stündiger Autofahrt erreichten wir Redefin. Pferd, Fahrrad und Gepäck wurden ausgeladen und gut untergebracht. Nun mussten wir unseren Fuhrpark ans Ziel nach Neustadt zu bringen. 

Am nächsten Morgen starteten wir zur ersten Tagesetappe. Jan mit 13 kg Fahrradgepäck und Roby Nesch und ich mit 10 kg Gepäck! Wer sagt eigentlich: „Frauen brauchen so viel Gepäck?“

Es nieselte, wir zogen bereits morgens die Regenbekleidung an; „Was für ein Anfang“. Belohnt wurden wir trotz mittlerweile starkem, ganztägigem Regen von dem Anblick der herrlichen Natur geprägt von großen Kieferwäldern und Heidelandschaft. Wie gut, dass bei unserer ersten Unterkunft die Heizungen liefen und unsere Sachen bis zum nächsten Morgen trockneten. 

Bei der Vorbuchung der Unterkünfte achten wir bereits darauf, dass das Pferd eine Box bzw. einen luftigen Unterstand hat und somit auch über Nacht abtrocknen kann. Roby Nesch fühlte sich auch offensichtlich wohl, was uns seine Liegespuren am nächsten Morgen bewiesen. Jan spürte am nächsten Morgen seinen Muskelkater. Aber er schlug sich weiterhin wacker. 

Für Reiter und Kutschfahrer ist der Gestütsweg von dem Streckenverlauf und den Bodenverhältnissen wirklich herrlich. Roby Nesch ist Barhufer und man sah seinen Hufen nach Ankunft in Neustadt die gelaufenen 160 km überhaupt nicht an.    

Auch das Wetter des nächsten Tages sollte nicht besser werden: Es nieselte nicht nur – es goss schon gleich morgens. Um so mehr erfreuten wir uns beim Ritt entlang der Elde an einem Biber und an einer kleinen Gruppe vorbeiziehender Wildschweine, ebenso an den riesigen Douglasien in der Nähe des Gadower Schlossparkes.

Sechs Tage waren wir unterwegs. Bis auf einen Sonnentag (den wir in uns aufsogen) hatten wir nur Regen. Aber auch dem Regen konnten wir einiges Gutes abgewinnen: Dadurch waren die losen Sandwege fester und für Pferd und Radler einfacher zu absolvieren. 

Roby Nesch erkannte Jan mit seinem rollenden Hilfsmittel sehr bald als Herdenmitglied an. Er drehte sich um und er drosselte das Tempo, wenn Jan im Trab oder Galopp mal weiter hinter uns zurückblieb. Sobald Jan mit dem Fahrrad wieder näher herankam, legte er im Tempo wieder zu.

In Neustadt endet der Gestütsweg. Stolz ritten und radelten wir am Gestütsfriedhof vorbei, durch eine typisch brandenburgische Allee zum Haupt- und Landgestüt.

Diese neue und gelungene Erfahrung mit einem nichtreitenden Partner, Familienmitglied oder Freund/-in einen gemeinsamen „Wanderurlaub“ zu unternehmen findet ja vielleicht ein paar Nachahmer. Nur zu, es kann schneller kommen als man denkt!     

Anja und Jan Stalder mit Roby Nesch und

Drahtesel aus Eggebek